Wien, Juli 2015
STUDIE: Health Literacy – Schlüssel zur Gesundheit?
Die Gesundheitskompetenz des Einzelnen bestimmt die Fähigkeit, mit den komplexen Anforderungen im Gesundheitswesen klar zu kommen.
Eine aktuelle, in 8 europäischen Ländern durchgeführte Studie (Health Literacy in Europe: Comparative Results of the European Health Literacy Survey / HLS-EU) zeigt nun, dass es um die Gesundheitskompetenz der Österreicherinnen und Österreicher nicht besonders gut bestellt ist.
Die Studie stellt klar, dass die Gesundheitskompetenz beispielsweise von sozialem Status, Bildung und Alter abhängig ist. Kürzlich wurde die Studie am Ludwig Boltzmann Institut for Health Promotion Research in Wien präsentiert.
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Die „USABILITY“ des Systems beeinflusst wesentlich die Gesundheitskompetenz des Einzelnen.
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Um als gesundheitskompetent zu gelten, sind bestimmte individuelle Kompetenzen aber auch unterstützende Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen erforderlich. Gesundheitskompetenz entsteht an der Schnittstelle zwischen den Fähigkeiten der einzelnen Person und der Health-Literacy-Freundlichkeit („Usability“) des gesellschaftlichen und situativen Umfelds.
Für alle Stakeholder gilt es daher – als wichtige Herausforderung bei der Entwicklung von „Public Health Strategies“ – die Health Literacy aller Bevölkerungsgruppen zu verbessern sowie die Usability des Umfelds so zu gestalten, dass eine Gleichbehandlung aller PatientInnen gewährleisten werden kann.
Bei der Präsentation der Studien am Ludwig Boltzmann Institutes for Health Promotion Research Ende Juni 2015 widmete man sich vor allem den Ergebnissen der HLS-EU Studie und ihren Auswirkungen sowie der vom LBI durchgeführten Machbarkeitsstudie.
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Die Gesundheitskompetenz in Österreich liegt unter dem europäischen Durchschnitt!
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Einleitend präsentierte Mag.a Dr.in Christina Dietscher die Kernaussage der Studie: „Eingeschänkte Gesundheitskompetenz betrifft die Mehrheit der ÖsterreicherInnen und ist schlechter als im Durchschnitt der anderen untersuchten EU-Staaten.“ Daher gibt es, insbesondere bei vulnerablen Zielgruppen in Österreich, Handlungsbedarf, um zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz beizutragen. Die Komplexität des Themas zeigt sich auch in der großen Bandbreite an Ansatzpunkten wie bspw. im Bildungswesen, dem Gesundheitssystem sowie weiterer kultureller und gesellschaftlicher Lebensfelder.
Wie bekannt sein dürfte, wurde bereits ein nationales Rahmen-Gesundheitsziel zur „Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung“ beschlossen. Um gezielt Gesundheitskompetenz zu verbessern, ist ein systematisches Vorgehen erforderlich, dies stellte auch die GÖG in einem wissenschaftlichen Ergebnisbericht im Auftrag des BMG 2012 fest.
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Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz sollten nicht stand-alone umgesetzt werden.
Die Lösung liegt in einem überregionalen Kompetenzzentrum!
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Die Teilergebnisse aus der Machbarkeitsstudie zum Wiener Konzept konzentrieren sich vorwiegend auf „Gesundheitskompetente Krankenbehandlungsorganisationen“.
Die Befragungen von neun österreichischen Krankenanstalten zeigten, dass aufgrund der Komplexität des Themas, als auch durch die hohen Umsetzungskosten für einzelne Krankenanstalten, eine individuelle Verbesserung in jedem Haus mit teils sehr hohem Aufwand verbunden wäre. Nimmt man nur die Übersetzungskosten für Infoblätter bei Krankenhausentlassungen als Beispiel, so wird schnell klar, dass ein koordiniertes Vorgehen von großem Nutzen wäre.
Die ExpertInnen des LBI-HPR kommen (auch bei der anschließenden Diskussion) zu dem Ergebnis, dass ein überregionales Kompetenzzentrum zur Förderung der Gesundheitskompetenz sowohl für die Stakeholder im Gesundheitswesen, als auch für die betroffene Bevölkerung ein probates Mittel wäre, um den Zugang zum, sowie das zurechtfinden im Gesundheitswesen zu erleichtern.
Die zusammenfassenden Slides zum Vortrag finden Sie hier.
Quellenangabe:
Sörensen,K., Pelikan,J.M., Röthlin,F., Ganahl,K., Slonska,Z., Doyle,G., Fullam,J., Kondilis,B., Agrafiotis,D., Uiters,E., Falcon,M., Mensing,M., Tchamov,K., Van den Broucke,S., Brand,H. (2015): Health Literacy in Europe: Comparative Results of the European Health Literacy Survey (HLS-EU). Online published in: European Journal of Public Health: http://dx.doi.org/10.1093/eurpub/ckv043
fotocredits: freepix.com