Wien, November 2014
Schrittweise Umsetzung der Gesundheitsreform: Integrierte Versorgungpfade, Primärversorgung/Primary Healthcare (PHC), Interdisziplinarität, Multiprofessionalität, Pilotprojekte uvm. sind die gesundheitspolitischen Schlagwörter der Stunde.
Die Bevölkerung hat bisher eine eher vage Vorstellung von PHC. Und der Konsens darüber, was die verschiedenen Gesundheitsberufe (Gesundheitspolitik, Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte und weitere Healthcare Professionals) unter PHC-Modellen verstehen – oder auch verstehen wollen – ist noch nicht ganz vorhanden.
Aber dennoch – und das gibt Anlass zur Freude – es scheint betreffend erster Umsetzungsinitiativen in die richtige Richtung zu gehen.
Peter McDonald, seit Oktober 2014 Chef des Hauptverbandes, brachte es vergangene Woche bei einer Podiumsdiskussion auf den Punkt: „Wir alle kennen das Patentrezept zur Umsetzung des PHC-Ansatzes nicht, und es wird auch nicht so sein, dass wir an einem Tag X einfach einen Schalter umlegen. Aber im Rahmen von regionalen Pilotprojekten werden wir nach und nach das Gehen lernen – uns zwar in gemeinsamer Anstrengung aller Beteiligten.“
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FAST FACTS: VERSORGUNGSMODELL
PHC „IN A NUTSHELL“
Evidenzbasierte und interdisziplinäre Versorgungspfade sollen vor allem Patienten mit chronischen Erkrankungen die wohnortnahe, krankheitsbegleitende und problemorientierte Begleitung ermöglichen. Dabei sollen die Wege für kooperatives Handeln zwischen den verschiedenen Versorgungsebenen, ärztlichen und nichtärztlichen Berufsgruppen, Therapieeinrichtungen und Kostenträgern geebnet werden.
Die klaren Ziele:
+ Entlastung des intramuralen Bereichs
+ Optimierung des Nahtstellenmanagement/Kommunikation
+ Aufwertung des Hausarztmodells
+ Steigerung der Versorgungsqualität bei gleichzeitig effizienterem Ressourceneinsatz
PATIENT IM MITTELPUNKT
Neben der adäquaten Abstimmung und Kompetenzbildung aller Beteiligten Versorgungspartner steht auch die bedarfsgerechte Information und Schulung von betroffenen Patienten, die Stützung der Disease-Literacy für bestmögliches Selbstmanagement sowie die partizipative Entscheidungsfindung zwischen Patient und Arzt/Gesundheitsberufen im Zentrum eines integrierten Versorgungsmodells.
ZUKUNFTSFÄHIGE AUSBILDUNG
Die Implementierung von vernetzten Versorgungsmodellen auf Basis der bestehenden Strukturen im österreichischen Gesundheitswesen ist der erste Schritt in Richtung „Kulturwandel“ für die Zukunft, in der auch vorgeschaltete, nachhaltige Veränderungen bspw. in der Ausbildung von Ärzten, Apothekern oder Pflegekräften unumgänglich sein werden.
Aber das ist eine eigene Geschichte…
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KLEINE SCHRITTE – ABER MAN MUSS SIE TUN!
Jetzt aber MUSS man – bei aller Skepsis gegenüber noch offenen Rahmenbedingungen – endlich in die Umsetzung kommen. Es wäre schade, wenn die sinnvollen Reformansätze aufgrund endloser Detaildiskussionen nicht in die Realität umgesetzt würden. Wir sind es den Patienten – und nicht zuletzt uns allen als Steuerzahler schuldig – ein bedürfnisorientiertes, schlankes und ineinandergreifendes Gesundheitswesen zu schaffen. Und dazu muss man die Umsetzung der Reformen starten.
Mit kleinen Schritten und Blick nach vorne!
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WERTVOLLE ONLINE-RESSOURCEN
Die spezifische Auseinandersetzung mit „Primary Healthcare“ unter Bezugnahme auf das österreichische Gesundheitssystem haben vorwiegend der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, das Bundesministerium für Gesundheit sowie diverse Interessensgruppen im Rahmen mehrerer Papiere vorangetrieben.
DOKUMENTE:
IHS: Einen guten Überblick mit Empfehlungen, wie das System auf Basis bestehender Strukturen in Österreich implementiert werden könnte, gibt der Projektbericht „Primärversorgung“ des Instituts für Höhere Studien im Auftrag des Hauptverbandes: Link zum Projektbericht
HV: Sehr spannend ist die Sicht angehender MedizinerInnen, die im Rahmen einer Marktforschungsstudie befragt wurden: „Einstellung zum derzeitigen Primärversorgungs-System. Gruppendiskussionen mit MedizinstudentInnen“ Link zur MAFO-Studie
BMG: Konzept zur multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich (Juni 2014) (Link..)
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